Das Geheimnis der bewegten Sonnenblumen
Auf Feldern mit vielen Sonnenblumen schauen die Blüten häufig in eine gemeinsame Richtung. Im Laufe des Tagens wandern sie aus Richtung Osten nach Westen. In der
Nacht drehen die Sonnenblumen ihre Blüten wieder zurück.
Einige Floristen behaupten, dass Sonnenblumen sogar ihre Köpfe drehen, wenn sie als Schnittblumen in der Vase stehen.
Wie gelingt es Sonnenblumen, mit der Sonne zu wandern? Entdecke das Geheimnis der Sonnenblumen.
Nicht alle Sonnenblumen wandern mit der Sonne mit
Nicht alle Sonnenblumen bewegen sich tagsüber mit dem Lauf der Sonne. Das gelingt nur den Blüten junger Pflanzen. Auch sind Sonnenblumen nicht die einzigen Pflanzen, die dem Stand der Sonne folgen. Das Phänomen nennt sich Heliotropismus oder Phototropismus und kommt bei weiteren Pflanzenarten vor. Sie richten ebenfalls ihre Blätter und/oder Blüten tagsüber in Richtung Sonne aus.
Besitzt die Sonnenblume einen eingebauten Kompass und wenn ja, wo versteckt sie ihn?
Die Sache mit dem Kompass
Einen echten Kompass besitzt die Sonnenblume natürlich nicht. Der Name Kompass stammt vom italienischen Wort „compasso“ was so viel heißt, wie Zirkel oder Magnetnadel. Ein klassischer Kompass zeigt also mit einer Kompassnadel in Richtung Magnetfeld unserer Erde. Mit ihm lassen sich der Nordpol und die anderen Himmelsrichtungen bestimmen.
Junge Sonnenblumen neigen sich im Laufe des Tages in verschiedene Himmelsrichtungen. Eine magnetischen Wirkung spielt hier keine Rolle. Da die Blüten jedoch von Osten nach Westen wandern, verbinden viele dieses Phänomen mit der Vorstellung von einem Kompass.
Eine Pflanze, deren Knospen, Blüten oder Blätter sich mit der Sonne mitbewegen, heißt deshalb auch Kompass-Pflanze. Ein passender Name für die Sonnenblume. Mit ihr lassen sich ebenfalls die Himmelsrichtungen bestimmen. Ist kein Wegweiser da, hilft sie, wie ein klassischer Kompass, den richtigen Weg zu finden.
Die innere „Uhr" der Sonnenblume
Wie gelingt es der Sonnenblume, ihre Blüten mit dem Lauf der Sonne zu drehen?
Forscher gehen davon aus, dass die Sonnenblume einem inneren Rhythmus (einer circadianen Rhythmik) folgt und auf Umwelteinflüsse (Sonnenlicht) reagiert. Pflanzen sind dadurch fähig, sich auf täglich wiederkehrende Ereignisse einzustellen.
Bescheint man Sonnenblumen konstant von oben, behalten sie ihre reguläre Drehbewegung dennoch für ein paar Tage bei. Auch auf künstlich verlängerte Tage, mit mehr als 24 Stunden, reagieren Sonnenblumen empfindlich.
Vergleichbar ist das mit unserer inneren Uhr. Beeinflusst wird der circadiane Rhythmus bei Pflanzen durch die Produktion bestimmter Pigmente, die auf Licht reagieren. Doch das allein erklärt nicht die Drehbewegung der Sonnenblume.
Forscher haben herausgefunden, dass nur junge Sonnenblumen der Sonne folgen. Die Vermutung lag deshalb nahe, dass die Pflanzen sich drehen, weil der Stiel an unterschiedlichen Stellen verschieden schnell wächst.
Die Wissenschaftler entdeckten, dass der chemischen Stoff (Auxin) eine wichtige Rolle spielt. In dem Teil der Sonnenblume, die im
Schatten lag, fanden sie eine hohe Konzentration dieses Hormons. Es sorgt dafür, dass die Pflanze hier schneller wächst, als auf der
Sonnenseite. Sie neigt sich deshalb in Richtung Sonne.
Sonnenblumen wachsen also genaugenommen der Sonne entgegen. Eine Kombination aus innerer Uhr und Wachstumshormonen sorgt dafür, dass sie wie mit einem Kompass, die
richtige Richtung kennen. Ist die Pflanze ausgewachsen, bleiben die Blüten in Richtung Osten stehen.
Ob es stimmt, dass sich auch Sonnenblumen in der Vase im Laufe des Tages in Richtung Sonne bewegen? Einfach mal mit jungen Sonnenblumen ausprobieren.
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Fachartikel
Circadian regulation of sunflower heliotropism